KYUDO IN DETMOLD >>---弓道---> 25 Jahre japanisches Bogenschießen im Polizei-SV-Lippe

25 Jahre Kyudo in Detmold

Seit Februar 1998 gibt es in Detmold am Rande des Teutoburger Waldes in Ostwestfalen eine Kyudo-Abteilung. Um selbst in geordnetem Rahmen eines Vereins sein neues Hobby ausüben zu können, wurde von Peter Kollotzek nach einem Schnupperlehrgang mit einigen Interessenten die Abteilung gegründet.

Die Entscheidung, sich dem Polizei-SV Lippe-Detmold anzuschließen, fiel recht schnell, da dieser Verein die Sportarten Judo, Ju-Jutsu und mehrere Jahre auch Aikido anbot. Da war Kyudo mit dem japanischen Ursprung als Ergänzung recht willkommen.

Jeder, der Kyudo macht, benötigt eine intensive Ausbildung. Vereinsgründer Peter Kollotzek hatte bereits in den 90er-Jahren Herrn Inagaki, der damals als Trainer im Deutschen Kyudobund tätig war, noch bei seinen Lehrgängen in Deutschland kennengelernt und dann die Grundausbildung in Köln bei Günter Ismer begonnen. Damals waren viele, viele Kilometer im PKW zu bewältigen, um die Grundzüge des Heki-Kyudo, einer von zwei in Deutschland vertretenen Stilrichtungen des japanischen Bogenschießens, von qualifizierten Trainern vermittelt zu bekommen.

Seine Tätigkeit als Sportlehrer, der Ballsportarten, leichtathletische Disziplinen und auch Schwimmen sowie Geräteturnen in mehreren Leistungskursen theoretisch und praktisch Schülern und Schülerinnen des Detmolder Grabbe-Sportgymnasiums weitergeben musste, half Peter Kollotzek auch bei der Erarbeitung und Vermittlung der ersten Schritte im Kyudo.

Als vielfacher und erfolgreicher Teilnehmer bei deutschen Meisterschaften mit dem Recurvebogen (Olympischer Bogen) sowohl im Einzel als auch in der Mannschaft des RSV Klüt konnte Peter Kollotzek auf viele Bewegungserfahrungen zurückgreifen und unter Analyse der besonderen Biomechanik des Kyudo – auch unter Hilfestellung seiner Lehrerkollegen im Bereich Biologie und Physik – in der Vermittlungsphase dieser neuen Bewegung einbringen.

Jahrelange Erfahrungen im Bereich Judo (DJB-Trainer-Lizenz unter Han-Ho-San) sowie Tai-Chi-Chuan (Yang-Stil) vermittelten auch die Nähe zur meditativen Ebene des Kyudo, die heute in vielen Vereinen außerhalb Japans betont wird.

Für Kollotzek ist Kyudo aber nicht „Meditation im Stehen", sondern zunächst eine auf mittelalterliche Techniken zurückzuführende Weise, mit Pfeil und Bogen – fast wie damals im Kriegsfall – umzugehen. Daher steht das korrekte Schießen und das folgerichtige Treffen deutlich vor einer Versenkung in meditative Bereiche.

Heute ist Kyudo in der japanischen Welt als traditionelle Technik vielfältig anzutreffen:

Es gibt...
- den trefferorientierten Wettkampf von Schul- und Universitätsmannschaften sowie Einzelschützen bis hin zu Weltmeisterschaften,
- den ästhetisch orientierten Gebrauch bei zeremoniellem Schießen zur Kyudo-Demonstration,
- den Einsatz des Langbogens bei shintoistischen Zeremonien oder mit Zen-buddhistischem Hintergrund – und auch
- das Kriegsschießen in voller Rüstung in der mittelalterlichen Art.
Alles das ist Kyudo!

Teepause zum Jubiläum: Kuchen, Tee und das „Geburtstagsmato"
Foto: Djamilija -> damit 5 weibliche und 5 männliche Kyudoka

Aktuell treffen sich bis zu 12 Kyudoka, so die korrekte und geschlechtsneutrale japanische Bezeichnung für die Schützen und Schützinnen mit dem über zwei Meter langen Bambusbogen, jeweils sonntags im Stadtgymnasium Detmold.

Wer glaubt, dass Kyudo besonders teuer ist, weil eine komplette Ausrüstung (Bogen und Pfeile sowie Schießhandschuh und Bekleidung) leicht über 1000 € kostet, dem sei verraten, dass jeder Anfänger in Detmold ein Jahr lang sein notwendiges Material für 100 € erhält!

Da die Kyudoka aufgrund ihres Jubiläums für 2023 auf ihren Jahresbeitrag von 60 € verzichten, kann die finanzielle Seite kein Grund sein, nicht einmal beim Training vorbeizuschauen. Bei anderen Vereinen beginnt der Monatsbeitrag bei 20–30 €. Wir zahlen aus den Beiträgen keinerlei Hallennutzung (ein großes Dankeschön an die Stadt Detmold) oder auch Trainergelder.

Was verlangt wird, ist allerdings deutlich mehr als Geld: Denn bis die Technik und die dazu gehörenden Bewegungsformen beherrscht werden, die fast an ein Ballett in Zeitlupe erinnern, vergehen leicht 3–5 Jahre!

Mehrere der Detmolder Kyudoka haben Handicaps, z. B. altersbedingte Einschränkungen bei der Beweglichkeit. Für alle diese – und auch für den Abteilungsleiter Peter Kollotzek – ist Kyudo jede Woche daher zugleich eine dreistündige „Therapieanwendung", auf die niemand verzichten möchte.