KYUDO IN DETMOLD >>---弓道---> 25 Jahre japanisches Bogenschießen im Polizei-SV-Lippe
弓道 aktualisiert: 25.03.2024  
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FAQ - Kyûdô
Peter Kollotzek berichtet:

ein Bild 


Deutscher Meister 1994/1995/2008
1998 Bundesliga DBSV - Paris 2012 ANKF-Prüfung  (Foto: B. Dorst)

Der Unterschied beider Techniken kurz vor dem Abschuss ist hier deutlich erkennbar...

(c)  K. Hattenkerl
1996 mit Zwillingsbruder Reinhard, der mir nach meiner Begegnung mit Herrn Inagaki das Schießen mit dem japanischen Langbogen nähergebracht hat. Der Unterschied zwischen den Bogenarten ist augenscheinlich.

Seit 1989 schieße ich mit dem westlichen Recurvebogen (70 Zoll, Hoyt Avalon bis 42 lbs./19 kg) im RSV Detmold-Klüt, seit 1997 auch mit dem japanischen Langbogen (Yon-sun-nobi, 17 kg bei 96 cm Auszug)

Dabei habe ich auf Grund der völlig verschiedenen Schießtechniken, Materialien und Hintergründe interessante Erfahrungen machen können, die sich zunächst in einigen Fragen niedergeschlagen haben, die sich mir stellten und auch von „westlichen“ Schützen immer wieder an mich herangetragen worden sind.

Einige davon will ich im folgenden Text einmal zu beantworten versuchen.

Was ist Kyudo?

Kyu-do ist die Bezeichnung für das traditionelle japanische Bogenschießen (kyu oder yumi – Bogen; do oder auch michi – Weg), das mit dem Ziel der Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit durchgeführt wird. Ähnliches verfolgen die Sportarten Ju-do, Aiki-do, Karate-do, aber auch die Teezeremonie (cha-do) und die Kalligraphie (sho-do).- Das lediglich trefferorientierte Schießen als rein technische Fertigkeit müsste Kyu-jutsu genannt werden. 
Die Art kriegerischen Schießens mit dem Langbogen in der Stilrichtung gibt es schon seit etwa 1500 Jahren.

Seit wann gibt es Kyu-do?

Das Schießen mit dem japanischen Langbogen ist erst unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus zum „Do“ geworden. Vorher unterschieden sich verschiedene, stark konkurrierende Stilrichtungen jeweils nach der Art und Weise, wie der Bogen im Kriegsfall oder im Bereich des zeremoniellen Schießens bei Hofe gehalten, gespannt und der Pfeil abgeschossen wurde. Erst im 20. Jahrhundert konnte man sich auf zwei Hauptstilrichtungen (s. u.) einigen.

Warum ist der japanische Bogen so lang und wird im unteren Drittel gegriffen?

Verschiedene Abbildungen zeigen sehr unterschiedliche Bogenformen und Längen. In der frühen Yayoi-Periode (250 v. Chr. bis 330 n. Chr.) finden sich erstmals asymmetrische Bögen, sie werden in schriftlichen Überlieferungen erwähnt. Eine Pferdehaltung ist aus dieser Zeit nicht überliefert.

Folgende Gründe für die Asymmetrie werden angeführt:

- Aus einem Ast/kleinen Stamm lässt sich vor 2000 Jahren ohne viel Aufwand in kurzer Zeit ein Bogen herstellen, wobei dann aber das untere Ende dicker/schwerer, das obere etwas leichter ist. Also greift man etwas unterhalb der Mitte, um das „Gleichgewicht“ herzustellen.

- Eine andere Erklärung betont, dass die Größe des Bogens für die Yayoi auch ein Statussymbol gewesen sein soll. Bei der geringen Körpergröße der Ureinwohner vor 2000 Jahren und dem Einsatz auch im Knien hinter einer Deckung musste der Bogen im unteren Drittel gefasst werden.

- Die Handhaltung des nach vorne gestreckten Armes ist natürlicher als das Drücken mit abgeknicktem Handgelenk. Der im unteren Drittel gefasste Bogen schmiegt sich besser in die Hand als ein senkrecht in der Hand liegendes Mittelteil (vgl. „Pistolengriff“). So wird auch die für den englischen Langbogen typische „Schock“-Belastung des Ellenbogens vermieden, wie physikalische Untersuchungen gezeigt haben.

- Aufgrund der Form finden sich (wie mit modernen Untersuchungsmethoden nachgewiesen werden konnte) im Bereich des Griffes und etwa 80 cm darüber jeweils ein beim Abschuss feststehender Schwingungspunkt im Bogen. Dadurch wird die Belastung für den linken Ellenbogen und die linke Schulter minimiert. Das folgende Foto zeigt den Augenblick des Abschusses. Die beiden feststehenden Punkte im Bogen (Hand und oben in der Mitte des freien Wurfarmes). Aufnahmedauer ca 1/50 sek.

 


(Quelle: facebook - kyudo)


Um 1200 soll die Länge des Bogens nach vorausgegangenen Experimenten auch mit der Composit-Technik der Chinesen auf etwa 220 Zentimeter festgelegt worden sein. So konnte der gleiche Bogen mit nahezu der gleichen Schießtechnik sowohl von den Fußtruppen im Stand und im Knien, aber auch von den Reitern benutzt werden.

Wie viel Spannkraft hat ein Kyudo-Bogen?

Die üblichen Zugstärken sind (bei 90 Zentimeter Auszugslänge) etwa 10 bis 12 Kilogramm, d. h. etwa 22 bis 26 lbs. für Anfänger – auch für geübte Schützen mit anderen Bögen! Das scheint wenig zu sein, aber der Ablauf eines Schusses vom Anheben des Bogens unter leichter Spannung bis zum Lösen dauert etwa 15 Sekunden und muss immer absolut gleich ausgeführt werden! Es soll Schützen geben, die Bögen mit Zugstärken von 25 kg schießen können. Japaner selbst schießen in der Regel nicht mehr als 16-22 kg. 

Die von einer korrekten Schießtechnik abhängigen und empfindlicheren Bambusbögen werden heute (von asahi-archery.jp) erst ab 3. oder 4. Dan empfohlen, wenn die Schießtechnik bei jedem Schuss beherrscht wird. Eine falsche Handhabung führt ggf. zu Absplitterungen/Brüchen des Bambusbogens, der leicht zwischen 700 € bis über 2000 € kosten kann. Bis dahin schießt man sinnvoller Weise Bögen aus unempfindlicherenMaterialien: Glasfaser, Carbon, Holz... Bambusbögen sollen (nach Meinung einiger Fachleute) auf ihre Belastung vorbereitet und im Regelfall bis zu einer Stunde vor dem ersten Schuss aufgespannt und warmgezogen werden.

Warum wird der Pfeil auf der „falschen“ Seite aufgelegt?

Die Trageweise der 90-100 Zentimeter langen Pfeile in einem Hüftköcher und das Herausnehmen an der Pfeilspitze – dabei konnte der Schütze, ohne den Blick vom Ziel zu nehmen, jeweils zwischen verschiedenen Spitzen wählen – führt dazu, den Pfeil in einem Bogen auf die Außenseite (in Schussrichtung rechts neben dem senkrecht gestellten Bogen) zu führen, dort mit zwei Fingern der linken Hand, die auch den Bogen hält, einzuklemmen, in einer Bewegung den Pfeil auf der Sehne einzunocken und die Sehne zu spannen.

Je länger ein Pfeil ist, desto stabiler wird er, die Streuung bleibt klein. Ganz deutlich wird das bei den Amazonasstämmen, die bei einer Bogenlänge von etwa einem Meter (umgebungsbedingt) Pfeile von bis zu zwei Metern Länge schießen.

Warum dreht sich der Bogen nach dem Abschuss?

Der Langbogen ist leicht seitlich gekrümmt, entspricht in der Sicht in Richtung des anvisierten Ziels also einem „C“. Damit ist das Schussfenster rechts. Wer im westlichen Bogensport schon einmal einen „krummen“ Bogen geschossen hat, bemerkt, dass sich der Bogen beim Spannen in der Hand „verdreht“. (Erkennbar oft an der sich seitlich bewegenden Stabilisierung eines modernen Recurvebogens.) Dieser leicht seitlich nach rechts auftretenden „Verbiegung“ wird durch einen Druck des Daumengrundgelenkes auf die rechte Bogenseite entgegengewirkt, so dass der Bogen scheinbar wieder „gerade“ ist. Damit aber entsteht eine leichte „Verwringung“ des Bogens um bis zu 10 Grad, die beim Abschuss aufgelöst wird und zu einem „Umschlagen“ des Bogens in der linken Hand führt. Hier sind viele Jahre lang bei jedem Kyudo-Schützen immer wieder die meisten Fehler in der Technik zu finden. Diesen speziellen Griff der Hand nennt man Te-no-uchi („der Hand Inneres“). Beim trefferorientierten Kriegsschießen (Kyujutsu) gibt es kein Umschlagen des Bogens (yugaeri), es ist im Mokuroku (Punkt 35) sogar ausdrücklich nicht gewünscht. Physikalisch ist dieses Yugaeri nicht nötig, es verbessert weder Treffer noch Pfeilgeschwindigkeit. Es ist also eher ein Zugeständnis an die „Schönheit" der Gesamtbewegung beim Kyudo. 

Wieso ist das Anheben und Spannen des Bogens so anders?

Die Schießtechnik kommt vom kriegerischen Schießen. Das erklärt prinzipiell jede Kleinigkeit des Schussablaufes. So rutschen z. B. beim Anheben des Bogens über Kopfhöhe die Rüstungsteile von Schultern und Oberarmen zur Seite, damit Sehne und Pfeilflug nicht behindert wurden. Ein guter Trainer wird seinen Schülern alles noch genauer erklären können.

Welche Kyudo-Stilrichtungen gibt es?

Seit dem 6. Jahrhundert gibt es nachweislich Bogenschützen zu Fuß in Japan. Im Laufe der Zeit und der Begegnung mit dem Pferd entwickelten sich verschiedene Schulen (Ryu), die in unterschiedlicher Art und Weise den Bogen vor dem Abschuss anhoben und spannten, je nachdem, wie der Bogen im kriegerischen Einsatz (Kyu-Jutsu) eingesetzt werden musste.

Der Zuschauer kann heute zwei wesentliche Kyudorichtungen unterschieden, die von der japanischen Dachorganisation ANKF in dieser Form festgelegt worden sind: 
- Der Bogen wird schon leicht in Zielrichtung vorspannt und angehoben (Heki). 
- Der Bogen wird zentral vor dem Körper angehoben (Shomen). 

Der Shomen-Stil ist auch der höfische Stil, der so schon aus dem 13./14. Jahrhundert überliefert ist. In Japan wird überwiegend dieser Shomen-Stil geschossen, den auch Herrigel in seinem Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ beschreibt. –

In Deutschland sind die Heki-Schützen in der Mehrzahl. Das hängt mit der Einführung des japanischen Bogenschießens durch Herrn Prof. G. Inagaki (Professor für Kyudo) zusammen, der als Heki-Schütze diesen Stil wissenschaftlich untersucht und Kyudo erst vor etwa 40 Jahren in Deutschland bekannt gemacht hat.

Zwischen den Schützen der beiden Stile herrscht eine „gesunde“ Rivalität. Die verabredeten Bewegungsformen lassen ein Nebeneinander beider Stile ohne Schwierigkeiten zu.

Daneben werden im Shintoismus besondere Zeremonien immer noch mit Pfeil und Bogen durchgeführt, zum Beispiel bei der Geburt eines Kindes, der Einweihung von neuen Gebäuden...

Das selten zu sehende Schießen zu Pferde (Yabusame) beherrschen in Japan vermutlich nicht viel mehr als 50 Schützen.

Je nach Anlass und Schießrichtung werden verschiedene Zielscheiben (Mato) genutzt.

Was unterscheidet den üblichen Recurve-Bogenschützen vom Kyudo-Schützen?

Der Recurveschütze hält den linken Arm bewegungslos ins Ziel und entspannt schlagartig die Finger der rechten Zughand bei Steigerung der Rückenspannung. 
Beim Kyudo bestimmt die linke Hand am Bogen ganz bewusst den Abschuss, indem sie die Kraft auf den Bogen immer weiter erhöht, bis die Sehne fast von alleine aus dem Handschuh gezogen wird. Das macht auch das Treffen deutlich schwerer, da ja die linke Hand beim Abschuss aktiv noch nach vorne-unten-links (Heki) bewegt werden muss. 
Das erschwert sehr häufig den Einstieg ins Kyudo, wenn man zuvor lange mit einem anderen Bogen geschossen hat.
Dazu kommt, dass beim Recurvebogen der Schütze eine feste Pfeilauflage am Bogen und einen durch ein Hilfsmittel genau bestimmten Nockpunkt hat. Der Kyudoka muss durch den präzisen Griff am Bogen die Pfeilauflage mit dem Daumen erst selbst herstellen und auch den Nockpunkt an der Sehne ohne Hilfsmittel millimetergenau finden.

Eugen Herrigel spricht in seinem Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ von „Es schießt“. Was kann man dazu sagen?

Herrigel definiert u. a. den Augenblick des Abschießens als einen nicht bewusst gesteuerten Moment. Als Philosophieprofessor muss man ihm zugestehen, dass er mit einem gewissen Vorverständnis im Bogenschießen auch etwas Philosophisches gesucht hat und finden „musste“. Als Anfänger wird man zunächst die Technik als reines Handwerk jahrelang erlernen müssen, um dann vielleicht nach langer Zeit einmal einen scheinbar unbewusst abgegebenen Schuss (kein Denken, keine Vorstellung = mu-sen mu-so) erleben zu können.

Neue Interpretationen gehen sogar davon aus, dass Herrigels „Es schießt“ ein möglicher Verständnisfehler des nicht des Japanischen mächtigen Professors gewesen ist.

Es gibt regelmäßige Wettkämpfe im Kyudo, auch wenn das für manche ein Widerspruch zu sein scheint zwischen Selbstfindung und Selbstbestätigung.

ein Bild(c) R. Kollotzek

Wettkampf im Kyudo:
Miyakonojo 1999 - weltoffenes Turnier in Japan

 


(c) Koyama.jp - Aufbau eines "modernen" Bogens. Man kann drei Lagen mit Bambusspleißen erkennen. Außen und innen eine Carbon-/Glasfiberauflage mit dem bei Bambus typischen Nodien-Stellen (hier in Kunststoff). Solche Bögen sind - im Gegensatz zu reinen Bambusbögen - kaum witterungsempfindlich und verzeihen auch Anfängerfehler... Kosten bei Direktbestellung in Japan: 500 € (zzgl. 200 € Porto und Steuern = ca. 850 €).
 
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Besonders empfehlenswerte Bücher:

Heki-Stil:

Felix Hoff, Kyudo. Japanisches Bogenschießen, Weinmann Berlin, ISBN 3-87892-036-9

Osagawara-Stil/Shomen:

Hideharu Onuma, Kyudo. The essence and practice of Japanese archery, Japan 4-7700-1734-0 (über das Internet bei amazon bestellen.)

Peter Kollotzek, 32758 Detmold, Am Klüter Bach 11, Tel. 0 52 31 - 6 42 08

弓道 WAS IST KYÛDÔ?  
  „Kyû-dô“ bedeutet „Bogen-Weg“ und bezeichnet die traditionelle, meist sehr ritualisierte Art des japanischen Bogenschießens mit dem langen Bambusbogen.
=> de.wikipedia.org/wiki/Kyūdō

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